Frühjahr 2023


Nahe der Grenze zur Perfektion

AZ 07.09.2022 Claus Rosenberg

Der Einrad-Vierer der TSG Flonheim belegte beim Bundespokal in Weißenbrunn Platz drei hinter dem RMSV Aach und dem SKV Mörfelden.                                                                                                                                                                       Foto: Wilfried Schwarz

Kunstradsportlerinnen der TSG Flonheim merzen beim Bundespokal in Weißenbrunn sensationell einen Sturz aus

 

FLONHEIM. Es gibt Sachen, die sollten Kunstradsportlerinnen
möglichst nicht passieren. Zum Beispiel während einer Kür stürzen. Denn das kostet
so viele Punkte, dass man sich gemeinhin am Ende des Feldes wiederfindet. Eben da, wo
eigentlich niemand hin will. Den Einradsportlerinnen von der TSG Flonheim ist eben
dieses Missgeschick passiert. Beim Bundespokal in Weißenbrunn. Im ersten Durchgang.
Also dort, wo man sich für die Abendgala qualifizieren kann. Brach für den Anhang der
Adelbergerinnen in diesem Moment die Welt zusammen, trauten sie in den folgenden
Minuten kaum ihren Augen. „Was unser Quartett dann zeigte, das war ganz großes
Kino. Da war ich völlig verblüfft“, erzählt Trainer Thomas Metz. Die vier jungen
Frauen boten eine Restkür dar, die der Perfektion nahekam. Von Übungsteil zu Übungsteil
verbesserten sie ihr Ergebnis. Und, kaum zu glauben, aber wahr: In der Endabrechnung
reichte es zu Platz drei, der Sprung in die Finalveranstaltung war vollbracht. Trotz
eines Sturzes. Metz: „Wahnsinn“. Im Finale reihten sich die Flonheimerinnen hinter
RMSV Aach und SKV Mörfelden auf Platz drei ein. „Ein Top-Resultat“, kommentierte
Metz auch in Hinblick darauf, dass das Quartett mit der frisch gekrönten Flonheimer
Weinkönigin Carolin Strubel, Lucy Altschäfl, Arzu Mahmud und Victoria Metz im Vorfeld
kaum trainiert hatte. Zur Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften in Mainz
reichte es trotzdem. Metz: „Nun werden wir die nächsten vier Wochen trainieren,
damit wir in Mainz in Topform sind“. Eine Medaille liege durchaus im Bereich des
Möglichen für die junge Mannschaft. Ausbildung, Ferien, Urlaube– es gab viele Gründe, weshalb die Flonheimerinnen in den vergangenen Wochen kaum bis gar nicht trainierten.
Umso erstaunlicher, wie sie sich in Weißenbrunn präsentierten. Auch mit dem Kunstrad,
wo eine große Zukunft vor ihnen liegt. Schon im vergangenen Jahr schafften sie
als jüngstes Team den Sprung in den elitären Kreis der Mannschaften, die ums WMTicket
fuhren. In diesem Jahr wiederholten sie diesen Erfolg. Dank ihrer guten, wenn
auch - wie Trainer Thomas Metzt sagt – weiter ausbaubaren Vorstellungen in Weißenbrunn.
In Anbetracht des Trainingsrückstands sei es aber schon eine Leistung, in diesem
Topzirkel der fünf besten Mannschaften Deutschlands überhaupt dabei zu sein.
Nach Weißenbrunn liegen nun noch fünf WM-Qualifikationsturniere vor dem Team
um Arzu Mahmud. Gegen die Europameisterinnen aus Ebersheim sowie die erfahrenen
Teams aus Aach und Steinhöring haben die vier zwar vermutlich keine Chance,
sich das WM-Ticket zu holen. Aber das ist auch nicht das primäre Ziel. Vielmehr,
sagt Thomas Metz, sei man froh, überhaupt auf diesem Niveau dabei zu sein und
wertvolle Erfahrungen sammeln zu können. Die Zeit des Flonheimer Quartetts kommt
noch, jung wie es ist.


AZ 13.10.2020 Claus Rosenberg

Die TSG Flonheim hat den renommierten Kunstrad-Cup des VfH Worms gewonnen. Das ist eine Überraschung. Weil das normalerweise nur den großen Vereinen der Szene vorbehalten ist.

Bild oben links: Die Juniorinnen der TSG Flonheim zeigten auf dem Kunstrad eine ordentliche Vorstellung.

Bild oben rechts: Der Frauen-Vierer der TSG Flonheim ist auf dem Einrad immer noch top unterwegs. Obwohl die Athletinnen aus beruflichen Gründen ihren Trainingsumfang heruntergeschraubt haben.

Bild unten links: Zwei Pokale gab es für den Sieg beim Kunstrad-Cup in Worms. Den Silbernen kann die TSG Flonheim behalten. Den Goldenen muss sie in der nächsten Saison verteidigen.

 

 

Glückwunsch aus Amerika
Der Sieg der TSG Flonheim beim Kunstrad-Cup in Worms schlägt nicht nur hohe, sondern auch weite Wellen
FLONHEIM.

Sogar aus den Vereinigten Staaten kam eine Glückwunsch-Note. „Von einer ehemalige Vereinskameradin, die nun in den USA lebt“, sagt Thomas Metz und lächelt stolz. Der Erfolg, den die Kunstfahrerinnen der TSG Flonheim und er als Trainer am vergangenen Samstag mit
dem Sieg beim Cup des VfH Worms feierten, schlug nicht nur hohe, sondern augenscheinlich
auch weite Wellen .Insider können bemessen, wie außergewöhnlich dieser Sieg bei der nunmehr zum 43. Mal aufgelegten Traditionsveranstaltung ist. Gerade für kleinere Vereine wie die TSG Flonheim. Ganz selten, dass sie in der Breite so hervorragend aufgestellt sind, um größeren Klubs wie dem RMSV Aach aus Süddeutschland oder dem RSV Steinhöring bei München das Wasser zu reichen. Topklubs deutlich auf hintere Plätze verwiesen. Drei Küren kommen in Worms in die Wertung. Die TSG meldete dafür ihr Juniorinnen-Quartett, das im Kunstrad-Wettbewerb und im Einer startete. Und ihre Frauen-Mannschaft, die vor wenigen
Jahren noch deutscher Vizemeister im Vierer-Einrad-Fahren war. Gemeinsam erzielten
sie ein Gesamtergebnis, mit dem sie Kunstrad-Hochburgen wie den RSV Ebersheim und
den RSF Bonn-Duisdorf deutlich auf die Ränge verwiesen. Im Vorfeld hätte Thomas
Metz, der seit 2015 die Juniorinnen der TSG Flonheim betreut, einen solchen Coup nie
vorhergesagt. Nun aber, wo ebendiese Fakten geschaffen sind, sagt er augenzwinkernd:
„Ein bisschen damit gerechnet hatte ich schon“. Die Konkurrenz hatte in ihren Paketen
deutlich mehr Risiken, als die Flonheimer. Das, so hoffte er, könnte den Ausschlag für die
TSG geben. Deren herausragender Act war der Juniorinnen-Einrad-Vierer: Lucy Altschäfl, Arzu
Mahmud, Caroline Strubel und Viktoria Metz zeigten nicht nur eine emotional bewegende
Kür, sondern auch eine Weltklasseleistung. Da fiel nicht so sehr ins Gewicht, dass sie mit dem Kunstrad unter ihren Möglichkeiten blieben. Zumal auch das Frauen-Team lieferte. Obwohl Lilly Altschäfl, Michelle Gallé, Lena Laubenheimer und Mareen Ohrt aus beruflichen Gründen
heute trainingstechnisch kürzertreten als in ihrer Hochzeit, als sie auf dem Einrad in der
deutsche Spitze mitfuhren. Kein Ersatz, aber ein Trost für ausgefallene EM, Für die Juniorinnen der TSG Flonheim war dieser Erfolg ein Trost für eine enttäuschende Saison. Zu Beginn des Jahres gehörten sie auf dem Kunstrad zum Kreis derer, die Deutsche Meister hätten werden können. Die Qualifikation zur Europameisterschaft war sogar angedacht. Dann aber machte sich Sars-Covid 19 überall breit. Mit der Konsequenz, dass in der Kunstrad-
Szene alle Meisterschaften gecancelt wurden. Das im letzten Jahr, in dem das Quartett
bei den Juniorinnen starten durfte. 2020 wird ihnen als ein verlorenes Jahr in Erinnerung
bleiben. Aber auch als das Jahr, in dem sie mit dem Gewinn des Wormser Kunstrad-
Cups ein neues, ruhmreiches Kapitel in der Vereinsgeschichte der TSG Flonheim
schrieben. Eben dieser Aspekt spielt auch eine Rolle, wenn Thomas Metz über die Wertigkeit
des Erfolgs von Worms reflektiert. Für die TSG Flonheim ist der Sieg ein Meilenstein. Er
zeigt, mit welcher Effizienz am Adelberg leistungsorientierter Kunstradsport praktiziert
wird. Relativ wenige Athletinnen, die aber über ein sehr hohes Niveau verfügen.
Er ist für die Juniorinnen aber kein Ersatz für die entgangene Deutsche- und  Europameisterschaft. Trotzdem freuten sie sich über den Triumpf in Worms überschwänglich. Genauso wie über die vielen anderen Glückwünsche, auch wenn sie nicht aus Übersee
kamen. Nächste Saison möchten die Teenager wieder angreifen. Es ist längst ausgemachte Sache, dass die Vier weitermachen. Und das weiterhin mit dem Schwerpunkt Kunstradfahren
– obwohl sie mit dem Einrad müheloser Erfolg haben könnten. Dort aber, sagt ihr Trainer
Thomas Metz, können sie alle Übungen, die vorstellbar sind. „Da würde es ihnen auf Dauer
langweilig. Außerdem gibt es beim Einrad keine internationalen Meisterschaften. Da
ist bei den Deutschen Schluss“. Da bevorzugen Arzu Mahmud und Co. aber doch
die größeren Herausforderungen.

 


Allgemeine Zeitung Alzey vom 25.01.2018